Alina hat kein Ohr für die offiziellen Reden. Und Sie will auch nicht verraten, wie ihr die neu gestaltete Innenstadt gefällt. Muss sie auch nicht. Man sieht es ja. Die Kleine hockt selbstvergessen und barfuß im neuen Wasserlauf auf dem Markt und lässt die Tropfen spritzen. Passend dazu stimmen auf der Bühne vor der St.-Otger-Kirche die Ohrwürmer zum Soundcheck an: „Uns geht‘s gut.“
Den Stadtlohner geht es an diesem Samstag tatsächlich gut. Die langen Jahre der Diskussionen, Planungen und Bauarbeiten und des Einsatzes von fünf Millionen Euro zur Neugestaltung der Stadtlohner Innernstadt hat eine Menge Kraft und Geld gekostet. Am Samstag ist endlich Zeit zu feiern. Zum Tag der Städtebauförderung wird die „gute Stube“ der Stadt offiziell eröffnet und von Dechant Jürgen Lürwer eingeweiht. Und wen man am Samstag auch fragt, mit dem Ergebnis scheinen alle Stadtlohner rundum zufrieden zu sein.
Bürgermeister Helmut Könning lässt auf der Bühne den zehn Jahre langen Weg der Erneuerung Revue passieren und erinnert auch an die fünf Millionen Euro Kosten, von denen drei Millionen Euro aus Mitteln der Städtebauförderung beigesteuert wurden. Ziel sei es gewesen, die Innenstadt zu stärken und weiterzuentwickeln
Architekt Heiner Farwick freut sich darüber, dass sich die Stadtlohner in der neuen Innenstadt offensichtlich wohlfühlen. „Es ging uns nicht um radikale Erneuerung, sondern um neue Impulse bei gleichzeitigem Erhalt des Vertrauten“, so der Architekt. Es sei nun die Aufgabe der Menschen, das Herz der Stadt auch in Zeiten der digitalen Kommunikation zu bewahren. „Nutzen Sie Ihre neue Innenstadt zur Begegnung, zum Einkaufen, auf ein Eis oder ein kühles Bier!“, rief Heiner Farwick von der Bühne aus den Stadtlohnern auf dem Markt zu. Die lassen sich das nicht zwei Mal sagen und genießen das bunte Programm, das der SuS, die Landjugend, die Feuerwehr, die Sitztanzgruppe „Herbstzeitlose“, die Kolpingsfamilie, die Otgerusschützen und andere Vereine vorbereitet haben. Vor oder nach dem Aufstieg auf den Kirchturm stärken sich viele am Kuchenbuffet der Landfrauen oder an den Foodtrucks vor dem Rathaus.
Blick vom Turm
Oben vom Kirchturm werfen viele Stadtlohner nicht nur einen mag ganzen anderen Blick auf ihr neues Straßenpflaster, sondern auch auf die Geschichte ihrer Kirche, die Stadtarchivar Ulrich Söbbing und der Heimatvereinsvorsitzende Hermann Hintemann oberhalb der Glocken anschaulich erzählen.
Unten auf dem Markt am Wasserlauf, in dem sich Alina vergnügt, sitzen jetzt Hedwig Paschen und Käthe Pennekamp und beobachten das bunte Treiben. Das einhellige Urteil der beiden Seniorinnen über die neue Innenstadt lautet: „Sehr schön!“. Und nicht nur das. Praktischer sei es auch. „Man kann jetzt viel besser mit dem Rollator gehen als vorher“, sagt Käthe Pennekamp und fügt hinzu: „Besser als anderswo. Außerhalb der Innenstadt müsste auch mal an den Gehwegen was gemacht werden. Die sind oft schräg geneigt.“
Dass alle Arbeit noch nicht getan ist, hat aber auch schon Bürgermeister Helmut Könning in seiner Rede geahnt: „Es gibt immer noch viel zu tun. Stillstand ist Rückgang.“
Quelle: Münsterland Zeitung 05. Mai 2018